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Die größte kreativwirtschaftliche Zwischennutzung Deutschlands
Leerstand und Strukturwandel trifft auch die Großen – die großen Städte und die großen Immobilien. Im ehemaligen Karstadt Sport direkt am Hamburger Hauptbahnhof entstand eine kreative Zwischennutzung, die zeigt, wie stadtbildprägende Immobilien wiederbelebt werden können: das 2022 eröffnete Jupiter Hamburg.
Louisa Schwope und Celina Behn von der Hamburg Kreativ Gesellschaft stellen im Web-Talk Stadtkantine die größte kreativwirtschaftliche Zwischennutzung Deutschlands vor. Hier berichten wir über die Hintergründe und Lessons Learned rund um das Projekt.
Erfolgsprojekt für: Stadttransformation
Präsentiert von: Die Stadtkantine
Vorgestellt von: Louisa Schwope und Celina Behn, Hamburg Kreativ Gesellschaft
Keyfacts zum Projekt:
- Projektstart: 2021
- Eröffnung: 2022
- Größe: 8.000 qm, 6 Stockwerke plus Dachterrasse
- Finanzierung: Förderprogramm Frei_Fläche der Freien und Hansestadt Hamburg
„Ein Kreativplanet für Hamburg“
Das Jupiter Hamburg wurde 2021 eröffnet und gehört zu den ambitioniertesten Zwischennutzungsprojekten in Deutschland: Auf 8.000 Quadratmetern und sechs Stockwerken bietet der „Kreativplanet für Hamburg“ Zwischennutzungsflächen für die Kreativwirtschaft – für Ausstellungen, Coworking-Spaces, Denk- und Diskussionsräume sowie Pop-up-Stores.
Das Jupiter befindet sich an exponierter Stelle in Hamburg – am Übergang von Hauptbahnhof zur Innenstadt. Als Karstadt Sport 2020 die Großimmobilie verließ und im Zuge der Corona-Pandemie weitere Leerstände hinzukamen, musste die Stadt Hamburg handeln: Es entstand das Förderprogramm Frei_Fläche: Raum für kreative Zwischennutzung.
Die Verwaltung der Zwischennutzungsprojekte aus dem Förderprogramm übernimmt die Hamburg Kreativ Gesellschaft. Im Februar 2025 berichteten die beiden Frei_Fläche-Projektmanagerinnen Louisa Schwope und Celina Behn in unserem Web-Talk Stadtkantine über ihre Erfahrungen.
„Pop-up-Stores, Ausstellungen, Coworking-Space, Denk- und Diskussionsraum – Hamburgs bekannteste Einkaufsstraße wird zum Ort der größten kreativwirtschaftlichen Zwischennutzung in Deutschland.“
Das Ziel: Leerstand kreativ nutzen – Immobilie wiederbeleben
Ursprünglich aus Corona-Mitteln finanziert, wird das Projekt seit 2023 aus dem städtischen Haushalt gefördert. Das Hauptziel: Leerstehende Flächen mit Akteur:innen der Kreativwirtschaft zu füllen und so die Innenstadt zu beleben. Künstler:innen, Designer:innen, Architekt:innen, Game-Entwickler:innen und viele weitere kreative Köpfe nutzen die Flächen, um innovative Projekte umzusetzen.
Dabei handelt es sich um kein Mietmodell, sondern es werden ausschließlich Betriebs- und Nebenkostenpauschalen gezahlt. Für Eigentümer:innen werden Leerstandskosten vermieden, die Flächen positiv mit Nutzungen bespielt und kommuniziert – und langfristige Mietinteressenten können weiterhin die Flächen besichtigen.

Das einzige Kaufhaus, das dich reicher macht. – Die Ausstellungsflächen des Jupiter Hamburg sind für die Öffentlichkeit frei zugänglich
Kunst, Tanz, Mode, Bildung: Vielfalt auf sechs Stockwerken
Das Jupiter Hamburg basiert auf einem durchdachten und vielschichtigen Nutzungskonzept:
- Erdgeschoss: Mode, Design, Einzelhandel und Café
- 1. Obergeschoss: Urban Art und Dance, offener Treffpunkt für Jugendliche
- 2. Obergeschoss: Kunst, Mode und Circular Economy (3D-Druck, Schneiderei)
- 3. Obergeschoss: wechselndes Programm und Ausstellungen (Architektur, Baukultur)
- 4. Obergeschoss: Angebote für Kinder und Schulklassen (Theater, Geschichte, 3D-Druck)
- 5. Obergeschoss: Bar, Musik und Kultur (Eventflächen, Tischtennis, Materialverwaltung)
- Dachterrasse: Veranstaltungsort mit Blick über Hamburg
Jupiter Hamburg: Lessons Learned
Wir fassen die Lessons Learned aus der Stadtkantine zum Jupiter Hamburg für Sie zusammen. Denn: Stadt ist, was wir gemeinsam daraus machen.
Dieses Motto leben nicht nur wir von der Stadtmanufaktur, sondern alle Speaker:innen, die uns in unserem Web-Talk Stadtkantine mit ihren Erfolgsprojekten und ihrem Engagement rund um Stadttransformation, Innenstadtentwicklung und innovativer Immobiliennutzung in Innenstädten begeistern.
Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick
Es muss spannend bleiben
Zwischennutzungen müssen anfangs viele Besucher:innen anziehen – und langfristig durch ein stetig wechselndes Programm und neue Veranstaltungen spannend bleiben.
- Der Erfolg hängt von immer frischen Konzepten und Veranstaltungen ab.
- Jedes neue Konzept und jede:r neue Zwischennutzer:in bringt eine eigene Community mit. Eine „Wechseletage“, in der sich die Nutzung regelmäßig ändert, zieht kontinuierlich neue Besuchergruppen an.
- Eine intensive Betreuung und Begleitung der Zwischennutzung durch ein festes Team vor Ort steigert die Attraktivität.
- An manchen Wochentagen (v. a. Montag/Dienstag) ist weniger los, aber die Nutzenden haben sich bewusst gegen eine Schließung entschieden, da der Ort als Rückzugsraum dient (z. B. bei Streiks oder Wartezeiten).
Lage und Nutzungskonzept ergänzen sich
- Eine bekannte Nutzung wie Shopping und Gastronomie im Erdgeschoss mildert Berührungsängste, da Besucher:innen diese Form von Nutzung aus Kaufhäusern kennen.
- Die zentrale Lage am Hauptbahnhof war entscheidend für den Erfolg und die Frequenz.
Vielfalt lohnt sich – auch bei den Nutzer:innen
Neben typischen Zielgruppen wie Bewohner:innen, Tourist:innen und Pendler:innen wurden gezielt Communitys angesprochen, darunter:
- Junge Menschen durch Projekte wie die Hip-Hop Academy, die sich sonst oft aus Innenstädten verdrängt fühlen.
- Migrantische Communitys, die den Raum für Events und Ausstellungen nutzen (z. B. „Black-Owned Brands“ im Erdgeschoss).
- Technik- und Gaming-Szene, die durch Festivals und Ausstellungen angezogen wurde.
Passende Rahmenbedingungen für alle Seiten
- Paketdeals mit geprüften Vertragsvorlagen, Vermittlungsplattformen und Kostenpauschalen erleichtern die Umsetzung.
- Eine vermittelnde Instanz bzw. ein Intermediär zwischen Eigentümer:innen und Mieter:innen ist essenziell.
- Zwischennutzungen sollten unter fünf Jahren im Rahmen bestehender Genehmigungen umgesetzt werden – ein Änderungsantrag lohnt sich erst bei längeren Zeiträumen.
Nichts geht ohne Kommunikation – in die Politik und in die Stadt
- Begleitende Kommunikation und Werbung sind wichtig für die Neuausrichtung der Immobilie, ggf. auch durch bezahlte Kooperationen.
- Politischer Wille und Unterstützung im Hintergrund sind Schlüsselfaktoren.
Polis Award 2024 für das Jupiter Hamburg
Das Jupiter Hamburg zeigt eindrucksvoll, wie neue Nutzungskonzepte für Großimmobilien Innenstädte und Stadtgesellschaften beleben und bereichern können: Vielfalt, Kreativität und ständige Erneuerung machen das Jupiter Hamburg zu einem Erlebnisort mit Zukunft. Und das Jupiter ist nur ein Projekt von mehreren des Förderprogramms Frei_Flächen in Hamburg.
Laut Hamburg Kreativ Gesellschaft hat eine Kommune nie zuvor so viel Geld in die Hand genommen, um kreative Zwischennutzungen zu ermöglichen. Mit Erfolg: 2024 gewann das Jupiter Hamburg den Polis Award in der Kategorie „Reaktivierte Zentren“.
„Schon 22.000 m² weniger Leerstand und mehr als 60 Ideen, wie man ihn nutzt. Wir verwandeln Hamburg zu temporären Ateliers, Ausstellungsflächen, Co-Working-Spaces und Produktionsorten.“

Bild-Credit: Hamburg Kreativ Gesellschaft, jupiter.hamburg
Sybille Fischer
entwickelt Narrative, Konzepte und Kommunikation für Städte. Logisch, dass sie auch den Content auf stadtmanufaktur.com koordiniert