INHALT
Bühne auf dem Reeperbahn Festival

Von der Idee zu Europas größtem Clubfestival

Ich erinnere mir noch an die ersten Informationstreffen. Clubbetreibende und andere Akteur:innen St. Paulis wurden angeschrieben und eingeladen. So tummelte sich ein buntes Völkchen im Schmidtsalon am Spielbudenplatz. Auftritt der Initiator:innen, die sich sichtlich bemühten, den Anwesenden zu vermitteln, was sie planen und welche Chancen in dieser Idee „Reeperbahnfestival“ stecken würde. Ob wir das damals in dieser Dimension begriffen haben? Wohl kaum.

Aber die Clubs machten mit, die Akteur:innen vor Ort ließen sich auf das Experiment ein und in der Stadt schien es von vorne herein die notwendige Bereitschaft und Unterstützung gegeben zu haben, um das alles irgendwie möglich zu machen. Der Auftakt war holprig, chaotisch und alles andere als rund. Aber klar war: das Publikum wollte das alles unbedingt. So ging es also weiter …

Kurzfassung:

Das Reeperbahn Festival in Hamburg hat sich seit seiner Gründung 2006 zu Europas größtem Clubfestival entwickelt. Das Festival stärkt die Marke Hamburg als Musikstandort, lockt internationale Besucher:innen und kurbelt die lokale Wirtschaft an. Die USPs des Festivals: die enge Verbindung mit dem Stadtteil St. Pauli und die Programm-Vielfalt von Konzert bis Ausstellung. Julia Staron, Quartiersmanagerin vom BID Reeperbahn, erinnert sich an die Geburtsstunde des Reeperbahn Festivals.

Das Reeperbahn Festival spielt eine zentrale Rolle für Hamburg

Heute, rund 18 Jahre später, spielt das Reeperbahn Festival eine zentrale Rolle für Hamburg, insbesondere für den Stadtteil St. Pauli. Das größte Clubfestival in Europa zieht jedes Jahr viele Tausende Musikfans, Künstler:innen, Branchenvertreter:innen und Medien an. Ein paar Zahlen zum Reeperbahn Festival 2023:

  • 475 Konzerte
  • 400 Bands und Künstler:innen aus 40 Ländern
  • 90 Locations
  • 49.000 Besucher:innen
  • 180 Talks, Podcasts, Ausstellungen und weitere Programmpunkte

Das Reeperbahn Festival bietet eine Plattform für neue Musik, Fachleute aus der Musikszene, aufstrebende Künstler:innen – und kristallisiert damit das Selbstverständnis des Musikstandortes St. Pauli und ganz Hamburg.

5 Gründe, warum das Reeperbahn Festival eine Erfolgsgeschichte für Hamburg ist

Reeperbahn Festival als Netzwerk

Es fördert den Austausch zwischen Künstler:innen, Labels, Veranstaltenden und Fans und trägt dazu bei, ein lebendiges Netzwerk innerhalb der Musikszene zu schaffen.

Reeperbahn Festival als Markentreiber

Es trägt zur Markenbildung von Hamburg als Musikstandort und St. Pauli als einem kulturellen Hotspot bei. Es positioniert den Stadtteil als dynamischen und kreativen Ort, der Tradition und Moderne vereint.

Reeperbahn Festival als Wirtschaftsfaktor

Es zieht Besuchende aus dem In- und Ausland an, was die lokale Wirtschaft ankurbelt. Hotels, Restaurants und der Einzelhandel profitieren von dem erhöhten Umsatz während des Festivals.

Reeperbahn Festival als Beweis der kulturellen Hauptstadt

Es unterstützt Hamburgs Ziel, sich als kulturelle Hauptstadt zu profilieren. Es wird als Teil der kulturellen Identität der Stadt wahrgenommen und trägt zur Förderung der Musikszene in Hamburg bei. Insgesamt eine Erfolgsgeschichte.

Musikact auf der Bühne des Reeperbahn Festivals

Auf dem Reeperbahn Festival trifft sich die Musikszene: 2023 waren mehrere Tausend Fachleute vor Ort

Großveranstaltung Reeperbahn Festival – viel Kraft, wenig Kritik

Ob das Reeperbahn Festival auch woanders diese Kraft hätte entwickeln können? Wohl kaum. Die kulturelle Vielfalt und Kreativität, die vorhandene Infrastruktur, das Wissen der Akteur:innen vor Ort waren und sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass dieses Festival diese Dimensionen erlangen konnte. Damit soll das Engagement, das Know-how und die Visionskraft der Handelnden und der Politik nicht geschmälert werden, doch ohne das Viertel und seine Identität hätte der wesentliche Erfolgsfaktor gefehlt.

Heute gibt das Reeperbahn Festival dem Viertel ein gutes Stück positiven Imagefaktor zurück. Besonders gelungen: Auf erste kritische Töne aus dem Viertel, das Festival würde sich von den „St. Paulianer:innen“ entfernen und absondern, haben die Veranstaltenden reagiert. Es gibt immer ein breites Angebot, das es allen ermöglich, in die Stimmung des Festivals einzutauchen – auch ohne Ticket. Fakt ist, dass die Beschwerdelage zum Reeperbahn Festival unter den Anwohnenden, in diesem von Großveranstaltungen gebeutelten Viertel, am niedrigsten ist.

Atmosphäre auf dem Spielbudenplatz während des Reeperbahn Festivals

Von der Festival-Atmosphäre auf dem Spielbudenplatz haben alle etwas – auch die Anwohner:innen

St. Pauli und Reeperbahn Festival? Eine gute Ehe

Insgesamt zeichnet sich diese Veranstaltung als Großveranstaltung mit den wenigsten negativen Begleiterscheinungen aus. Das liegt unter anderem daran, dass beim Reeperbahn Festival die Musik und nicht der Alkohol der Grund zum Zusammenkommen ist. Außerdem hat St. Pauli als Viertel die Livekultur in seiner DNA. Das Festival wird eben auch mit der einzigartigen Atmosphäre des Stadtteils in Verbindung gebracht. Es ist eine gute Ehe. Es passt.

Wertvolles Wissen

rund um Stadtvermarktung und Stadtentwicklung – jetzt alle 3 Monate in Ihrem Postfach.

Bild-Credit: Spielbudenplatzbetreiber GmbH

Julia Staron, Projektleiterin bei der Stadtmanufaktur GmbH

Julia Staron

ist Projektleiterin bei der Stadtmanufaktur, Künstlerin und Quartiersmanagerin im BID Reeperbahn in Hamburg

ARTIKEL TEILEN